Der Ausbau des Flugplatzes in den Jahren 1962 - 1966

Bericht im April 2005 zusammengestellt von H. Jürgen Klank - aus den Unterlagen der Vereins-Chronik, der Festschrift zum 50jährigen Vereinsjubiläum und aus der Erinnerung
 
Bis 1961 wurde außer am Nordwesthang auch auf dem Gelände „Kleine Viehweide“geflogen. Das ist das Gebiet im Südwesten des heutigen Sonderlandeplatzes - dort, wo der Sportplatz und die Schutzhütte liegen. Der heutige geteerte Übungsplatz neben dem Sportplatz, den u.a. die Feuerwehr regelmäßig nutzt, ist ein Relikt aus dieser Zeit: er wurde 1959 durch den Club angelegt für ein damaliges Großereignis: den VII. Europa-Wettbewerb für ferngesteuerte Motor-Modellflugzeuge.

Wegen des immer stärker werdenden Flugbetriebs musste dieses Fluggelände aus Sicherheitsgründen zum 1.4.1961 gesperrt werden. Als im Herbst 1961 die Gemeindeverwaltung Hirzenhain in entgegenkommender Weise den Pachtvertrag für das gegenüberliegende, heutige Fluggelände „Große Viehweide“ unterschreibt, wird damit der Grundstein gelegt für das bisher größte Bauvorhaben in der Geschichte des Clubs.

Damit im Jahr 1962 überhaupt geflogen werden kann, beginnt man sofort mit den ersten Ausbauarbeiten. Ab April 1962 sind mehrere LKW, Planierraupen und Bagger – von verschiedenen Unternehmern bereitgestellt – tagelang im Einsatz. Entwässerungsgräben werden gezogen, Rohre gelegt und Planierarbeiten durchgeführt.
1962: mühevolle Handarbeit

Der damalige Clubvorstand – Dr. Walter Rein, Hans Neuschäfer, Ernst Wagner und Kurt Baum erkennen jedoch bereits zu dieser Zeit richtig, dass durch einen großzügigen Ausbau ein Flugplatz geschaffen werden kann, der den wachsenden Anforderungen und insbesondere auch der Sicherheit der Piloten voll gerecht würde. Aus diesem Grund werden zur Hauptversammlung 1963 Pläne ausgearbeitet und vorgelegt, die den Ausbau des Platzes in zunächst zwei Bauabschnitten vorsehen.

Vorher sind jedoch umfangreiche Bauarbeiten an und in der Halle am Nordwest-Hang notwendig, da das 40jährige Jubiläum bevorsteht. Eine mehrere 100 m lange Wasserleitung zur Halle am Hang wird verlegt, der Clubraum mit Toiletten- und Kläranlage wird ausgebaut.

Nachdem Verhandlungen des Vorstandes mit einheimischen Firmen abgeschlossen sind, kann im Mai 1964 der erste Bauabschnitt am neuen Flugplatz in Angriff genommen werden. Eine Baufirma aus Gönnern stellt in dieser Zeit in großzügiger Weise schwere Baumaschinen und Raupen zur Verfügung. Ein Feld von 230 m Lange und ca. 100 m Breite wird planiert und eingesät. Der zweite Bauabschnitt bis zu einer Länge von 700 m wird zum größten Teil eingeebnet. Insgesamt werden schon dabei 38.000 m³ Erde bewegt. Experten schätzen die bis dahin am Flugplatz erbrachten Eigenleistungen der Clubmitglieder auf ca. 150.000 DM.
Paul Schäfer und Reinhard Bretthauer bei der Feinarbeit mit der Walze.

Jede freie Minute wird dafür verwendet, dem großen Ziel ein Stück näher zu kommen. Es läßt sich aber bereits jetzt absehen, dass bei dem zur Verfügung stehenden Potential die endgültige Fertigstellung erst in einigen Jahren erfolgen kann.

Club-Geschäftsführer Ernst Wagner und der Hirzenhainer Bürgermeister Alfred Busch nehmen deshalb mit amerikanischen Dienststellen Verbindung auf. Nach langwierigen Verhandlungen erklären sich diese bereit, im Rahmen der Aktion „Helfende Hände“ den Flugplatz durch einen Großeinsatz im Jahre 1965 endgültig fertigzustellen.

Im Frühjahr 1965 erscheint eine Abordnung des „79th Engineer-Batallion Task Force“, um Vermessungen und Probebohrungen durchzuführen.

Am 27. Juni 1965 trifft die erste Ausrüstung, aus Pirmasens mit der deutschen Bahn kommend, auf der Baustelle ein und die Arbeit beginnt. Anfangs werden 6 Radschlepper, 5 Schürfer, 1 Raupenschlepper, 1 Straßenplaniere, 1 Wasserverteiler, 1 Schmierwagen, 1 Tankwagen, 1 Aufreißer und 2 Befestigungswalzen vom 79. Pionier-Bataillon eingesetzt. Zwei Radschlepper, 2 Schürfer und 1 Straßenplaniere kommen vom 293. Pionier-Bataillon aus Baumholder. Ein zweiter Aufreißer und weitere 2 Radschlepper vom 293. Pionier-Bataillon werden später zusätzlich eingesetzt, als das Projekt Fortschritte macht und mehr Ausrüstung erforderlich wird.
1965: Luftaufnahme aus dem Kranich III
Erster Bauabschnitt an der Westseite

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Zu Beginn der Arbeiten gibt es eine Vielzahl von Problemen, wie z.B. beim Einsatz der Ausrüstung und beim Training des Personals. Der Mutterboden der Baustelle ist in erster Linie organisch und unbrauchbar zum Auffüllen. Der natürliche Feuchtigkeitsgehalt dieses Materials liegt weit über dem Höchstwert, was es für die Radschlepper schwer macht, ohne Aufenthalt zu ziehen, zu drücken oder andere Schiebetechniken anzuwenden. Außerdem ist es äußerst schwierig, das Material auf die Halden abzuladen. Oft braucht ein Schürfer, der damit beladen ist, zehn Minuten, um das Material auf der Halde zu entladen. Viele Stunden werden aufgewendet, um das Personal zu schulen (die meisten Mitglieder des Bedienungspersonals hatten vorher noch niemals diese besonderen Traktor-Schürfer-Kombinationen bedient).
1965: große Erdbewegungen

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Eine Analyse der anfänglichen Erdarbeiten zeigt außerdem, dass ca. 80.000 m³ Füllmaterial erforderlich werden würden. Der größte Anteil davon wird aus zwei in der Nähe liegenden Gruben entnommen. Bei der ersten Grube stellt sich heraus, dass unter 30 cm Mutterboden solider Fels liegt, bestehend aus minderwertigem Schiefer zu beiden Seiten einer Diabas-Ader. Dieser Felsen wird vor dem Laden mit den Schürfern durch Aufwühlen entfernt, dabei vergehen viele Arbeitsstunden. Teils ist der Fels so hart, dass dort gesprengt werden muss. Sieben Sprengungen mit insgesamt 1,5 t Sprengstoff sind notwendig.
1965: schweres Gerät im Einsatz

Die Arbeiten gehen nach den Anfangsschwierigkeiten zügig voran, werden aber dann durch eine lange Regenperiode im Sommer immer wieder verzögert. In der Zeit vom 12. bis 31. Juli kann zum Beispiel nur an 2 ½ Tagen gearbeitet werden. Um die dadurch drohenden Finanzierungsprobleme abzuwenden – der Club muss für Unterkunft und Verpflegung der Soldaten aufkommen – werden von den amerikanischen Freunden an den trockenen Tagen Überstunden, Nachtschichten und Samstagsschichten eingelegt.

Zusätzliche Schwierigkeiten gibt es bei der Beseitigung von zwei stark ausgeprägten Felsnasen von ungefähr 8.000 m³ Umfang. Mehrere Großsprengungen müssen vorgenommen werden, damit die Erdbewegungsarbeiten ihren Fortgang nehmen können. Bei den umfangreichen Hilfsarbeiten bewährte sich wieder einmal die Kameradschaft und der große Einsatz der Hirzenhainer Flieger. Das Verlegen der Rohrleitungen, das Bohren der Sprenglöcher und die Feinarbeiten werden in Eigenleistung ausgeführt.

Am 18. September 1965 kann dann endlich das Richtfest gefeiert werden - die amerikanischen Pioniere haben nach mehrmonatiger Arbeit eine einmalige Leistung vollbracht.
Club-Geschäftsführer und Initiator des Flugplatzausbaus Ernst Wagner dankt der amerikanischen Pioniereinheit.

Es wurden in dieser Zeit von ihnen ca. 180.000 m³ Erde bewegt. Der Kraftstoff-Verbrauch der Baumaschinen war nach Angaben der Offiziere so hoch, dass damit 400 LKW von Hirzenhain nach New York hätten fahren können.

Die äußerst freundlichen und guten Beziehungen zwischen den Soldaten und der einheimischen Bevölkerung – in einem Gebiet, wo normalerweise kein US-Personal stationiert ist – sorgen für einen herzlichen Abschied, als die Einheit im Oktober das Segelfliegerdorf verläßt. Viele Freundschaften wurden geschlossen, die noch über Jahre hinaus aufrecht erhalten werden.
1965: Die Arbeit der schweren Maschinen ist (fast) getan

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Im Frühjahr 1966 wird letzte Hand angelegt. Die Start- und Landebahn muss auf eine Länge von etwa 1.000 m und das anschließende Gelände eingesät und gewalzt werden. Auch diese Arbeiten werden in der Hauptsache durch Clubmitglieder ausgeführt.
Die erste Landung beobachten Heini Hermann und sein Sohn Armin.

Den Hirzenhainer Segelfliegern steht jetzt ein Flugplatz zur Verfügung, der den Ansprüchen besonders hinsichtlich der Sicherheit voll gerecht wird. Die Verdichtung des Untergrundes durch die schweren Baumaschinen ist außerdem so hoch, dass auch mittelschwere Motormaschinen starten und landen können.

Mit einem Kostenaufwand von ca. 90.000 DM konnte nach Berechnungen von Sachverständigen ein Projekt im Wert von über 800.000 DM erstellt werden, wobei eine Gesamt-Erdbewegung von rund 220.000 m³ notwendig war. Bei der Finanzierung wurde der Club durch Zuschüsse des Landes Hessen und des Dillkreises unterstützt.

Ihren heutigen Flugplatz verdanken die Segelflieger in der Hauptsache den Männern, die seinerzeit den Mut hatten, an dieses Projekt heranzugehen. Männern, die keine persönlichen Belastungen, keine schlaflosen Nächte und keine noch so großen Schwierigkeiten scheuten. Stellvertretend für alle sei hier der damalige Club-Geschäftsführer Ernst Wagner genannt, der wohl am meisten zum Gelingen dieses in der Geschichte des Clubs einmaligen Bauvorhabens beigetragen hat.

Im Jahre 1969 bauten die Mitglieder des Segelfliegerclub Hihai eine große Flughalle auf das Gelände, die "Willi-Jacob-Halle". Eine große Einweihungsfeier der Halle und des Flugplatzes wurde zum Publikumsmagneten im gleichen Jahr. Nachdem Anfang der 80er Jahre ein Anbau mit Sanitäranlagen, Aufenthaltsraum, separaten Raum für die Fahrzeuge und ein Flugleiterraum errichtet wurden, konnte der SFC HiHhai zahlreiche Wettbewerbe und Meisterschaften ausrichten.

Um dies alles für die Nachfolge-Generationen zu erhalten, haben die Gemeinde Eschenburg und der Verein im Jahre 1992 einen Erbbaupachtvertrag über 99 Jahre abgeschlossen.

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